3 Fragen, 3 Antworten

Die Berliner Stiftungswoche hat sich am 3. Februar 2024 – wie rund 2.000 weitere zivilgesellschaftliche Institutionen – am Aufruf „Wir sind die Brandmauer“ beteiligt. Zu den frühesten Unterzeichnern zählte die Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin, die auf ihrer Website dazu ein Interview mit Stefan Engelniederhammer, Geschäftsführer der Berliner Stiftungswoche gGmbH, veröffentlicht hat. Das Interview, geführt von Dr. Sebastian Weinert, finden Sie hier zum Nachlesen.

 

1. Warum hat sich die Berliner Stiftungswoche an dem Aufruf „Wir sind die Brandmauer“ beteiligt?

Eine klare und unmissverständliche Haltung gegen Rechtsextremisten, Antidemokraten und Antisemiten ist fest in der Gründungs-DNA der Stiftungswoche verankert. Viele Stiftungen unseres Netzwerks widmen sich genau diesen Themen. Die Nachricht von der Menschenkette, die den Reichstag umgeben sollte, bewegte uns sofort zum Handeln: Wir haben uns nicht nur mit einer Unterschrift dem Aufruf angeschlossen, sondern die Aktion auch persönlich vor Ort unterstützt. Es war beeindruckend, dass die viel beschworene Brandmauer nun auch physisch zu erleben war.

 

2. Welche Bedeutung hat eine starke Zivilgesellschaft für die Berliner Stiftungslandschaft?

Die Berliner Stiftungslandschaft zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt und einen intensiven Austausch zwischen den Akteuren aus. Diese Bandbreite gibt es wohl kaum ein zweites Mal. Auch der Austausch zwischen den einzelnen Institutionen ist in Berlin besonders intensiv – egal ob Stiftungen, NGOs, Vereine oder Initiativen. Ein weiteres, treffendes Adjektiv, das Berlins Zivilgesellschaft charakterisiert, ist „wachsam“.  Diese Wachsamkeit manifestierte sich eindrucksvoll im Jahr 2015, als die Berliner Zivilgesellschaft schnell und proaktiv auf die Ankunft zahlreicher Geflüchteter reagierte und so ganz wesentlich das Handeln der Berliner Verwaltung unterstützt hat. Ein ähnliches Engagement zeigte sich erneut 2022 – nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – waren es wieder die helfenden Hände der Zivilgesellschaft, die sich am Hauptbahnhof und anderswo um die ankommen Menschen gekümmert haben. Berlin hat inzwischen auf einigen Gebieten eine gut funktionierende Verantwortungsteilung zwischen Staat und Zivilgesellschaft. Gerade Stiftungen sind dabei eine treibende Kraft für positive Veränderungen und sozialen Zusammenhalt.

 

3. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht eine klare gesellschaftliche Positionierung von Stiftungen?

Obwohl wir nicht für alle Stiftungen sprechen können, erscheint es kaum möglich, sich ein Arbeitsumfeld vorzustellen, das von Antidemokraten dominiert wird – sei es im sozialen Sektor, im Bildungsbereich oder in der Kultur. Ein solches Szenario ohne die grundlegenden Werte der Freiheit und der Achtung der Menschenwürde wäre schlichtweg undenkbar. Daher ist es besonders ermutigend zu sehen, wie viele Stiftungen eine deutliche Haltung einnehmen und sich unmissverständlich für eine offene und tolerante Gesellschaft stark machen. Dies hat sich nicht nur eindrucksvoll am vergangenen Samstag rund um den Reichstag gezeigt, sondern ist auch täglich in ihrer Arbeit zu erleben

 

Titelbild: © IMAGO / Bernd Elmenthaler