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So 24. Apr | 15:00–17:00 Uhr
Kunst & Kultur Vor Ort
Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche | Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin

»Ganz schön persönlich«

Egon Eiermann, Gabriel Loire, Karl Hemmeter.

Vortrag

Dass sie alle drei im selben Jahr 1904 das Licht der Welt erblickten, ist purer Zufall. Dass sie miteinander die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche schaffen und prägen und zu einem weltweit einmaligen Gebäudeensemble und Kirchenraum ausgestalten sollten: Bei genauerer Betrachtung ist auch dies das Ergebnis wundervoller Zufälle. Egon Eiermann, dem einige Jahre zuvor durch eine zufällige Reisebegegnung die Aufgabe zugefallen war, in einem Vorort von Pforzheim eine Kirche zu bauen, die dann mit ihren leuchtenden Glaswänden Furore machen sollte, soll überrascht gewesen sein, als er zum Wettbewerb für den Neubau der Gedächtniskirche in Berlin eingeladen wurde. Seine beiden für ihn sehr charakteristischen Entwürfe, der eine an Matthäus Pforzheim anknüpfend, der andere deutlich davon unterschieden, konnten zunächst die Jury überzeugen und erwiesen sich sodann als flexibel genug, um völlig verändert auch die Turmruine in das zuvor ohne sie konzipierte Ensemble integrieren zu können. War das Zufall, oder sollte es so sein? Ein neuerlicher Zufall war es jedenfalls, dass Eiermann auf der Suche nach einem Glaslieferanten für die geplanten leuchtenden Wände der Gedächtniskirche auf den längst schon international erfahrenen Glaskünstler Gabriel Loire stieß, ohne dessen unermüdliches Experimentieren und immer neues Entwerfen diese Kirche nicht das wäre, was sie heute ist. Die Christusfigur in der Kirche schließlich war von Eiermann nicht gewollt, und ihrem Schöpfer, Karl Hemmeter, begegnete der Architekt mit starken Vorbehalten. Stellenweise ging es dabei sehr persönlich zur Sache. Die jeweils spannungsreiche, aber doch respektvolle und zunehmend produktive Zusammenarbeit zwischen Architekt und Glaskünstler einerseits und zwischen Architekt und Bildhauer andererseits schildert Pfarrer Martin Germer aufgrund langjähriger Archiv- und Literaturrecherchen und zeigt, wie drei ausgeprägte Persönlichkeiten sich das Äußerste abverlangt und sich wechselseitig angespornt haben und wie gerade dadurch etwas ganz Besonders entstehen konnte.